Bordeaux Reisebericht 2012
Im Vorfeld der diesjährigen Primeurverkostung wurde wie immer viel spekuliert, gemutmaßt und getuschelt. Allen Unkenrufen zum Trotz möchte ich mir wie jedes Jahr natürlich selbst ein Bild von der Qualität des aktuellen Subskriptionsjahrgangs machen. Neben der bevorstehenden Verkostung der 2012er löste auch die Aussicht, endlich das naßkalte Deutschland verlasen zu können und ins sonnige Frankreich zu flüchten, große Vorfreude in uns aus. Wenn es nur so einfach zu planen wäre! Höchstens in Trippelschritten ging die Temperatur nach oben. In Bordeaux zeigte das Thermometer bei bewölktem Himmel gerade mal 12 Grad an. Frühlingsstimmung fühlte sich anders an.
Aber wir sind ja nicht zum Spaß hier. Am nächsten Tag stehen schon den ganzen Tag über verschiedenste Verkostungen an. Los gings wie immer im Medoc. Schon um 9 Uhr hatten wir den ersten Termin auf Lynch Bages. Eines der Themen im Vorfeld waren die schwierige Bedingungen für die Cabernets während der Erntezeit. Es gab pessimistische Stimmen, die von einer Enttäuschung im Medoc sprachen und das rechte Ufer klar favorisierten. Ein Grund mehr, die Weine selbst zu pobieren! Zum Glück, denn die meisten großen Chateaux hatten in diesem, in der Tat nicht ganz einfachen Jahr, ihre Hausaufgaben gemacht. In jeder Appellation des Medoc waren sehr schöne, reintönige Weine dabei. Nicht so körperlich und fruchtbetont, sondern eher etwas feingliedriger und mineralischer. Die homogenste Appellation des linken Ufers stellt für mich in 2012 Margaux dar. Auch unter dem Aspekt des Preis/Genuß Verhältnisses ist mein absoluter Liebling in Margaux Chateau Rauzan Segla. In St. Julien ist es wie so oft schon Leoville Barton. In Pauillac sticht für mich neben Pichon Baron auch Batailley hervor. Beide stehen für Frische, eine feine Mineralik und zupackende Tannine. In Saint Estephe ist für mich Montrose der Favorit.
Bevor es am dritten Tag dann Richtung Saint Emilion und Pomerol ging, stand erst noch der Besuch auf Chateau Olivier auf dem Programm, wo die Verkostung der Weine von Pessac Leognan und Graves stattfand. Auch dort sind teilweise richtig gute Weine gelungen. Herausragend waren für mich dabei sowohl der Rot-, als auch der Weißwein von Domaine de Chevalier. Das waren für mich echt Gaumenschmeichler!
In Saint Emilion angekommen gab es mit Chateau Ausone und Cheval Blanc gleich zwei Höhepunkte hintereinander. Es waren tolle Eindrücke, Weine dieser Finesse und unglaublichen Tiefe probieren zu können. Geschmackerlebnisse, die Ihren Preis haben werden. Aber auch ein Canon La Gaffeliere, Clos Fourtet und la Dominique sind äußerst gelungene Repräsentanten Ihrer Appellation.
In Pomerol endete schließlich unser Verkostungsmarathon. Es waren noch einmal richtig schöne Weine dabei, für ganz Bordeaux gesehen ist es wahrscheinlich die homogenste Appellation überhaupt. Das nicht ganz so berühmte Weingut Chateau la Pointe hinterließ bei mir einen genauso bleibenden Eindruck wie die renommierten Weingüter Gazin, le Bon Pasteur und la Conseillante. Wir hatten uns sozusagen das Beste bis zum Schluss aufgehoben.
2012 ist zwar nicht so körperreich und dicht wie 2010 und nicht so saftig, fleischig wie 2009, aber er ist insgesamt ein guter, teilweise sehr guter Jahrgang. Das rechte Ufer mit Saint Emilion und Pomerol hat dabei etwas die Nase vorn. In jeder Appellation gibt es schöne Überraschungen, aber auch Enttäuschungen. Diese für Sie rauszufinden ist meine Aufgabe.
Gerne berate ich Sie zum Bordeaux Jahrgang 2012.
Ich freue mich von Ihnen zu hören.
Viele Grüße aus Ostfildern,
Ihr Axel Buess